Aktuelle Marktlage Anfang September 2020

Letzte Woche schrieb ich „Es könnte meiner Meinung nach sein, dass die großen Finanzmärkte von Anfang September bis Ende Oktober 2020 zweistellig nachgeben“. Als besonders kritische Werte nannte ich neue und alte Hightech-Aktien sowie insbesondere Tesla.

Die Korrektur im NASDAQ

Innerhalb dieser letzten Woche ist der Höhenflug der Aktien zu neuen Alltimehighs zum Ende gekommen. Die genannten Aktien haben tatsächlich besonders nachgegeben und insbesondere den NASDAQ mit sich in die Tiefe gezogen. Inzwischen ist herausgekommen, dass gerade die Kurse dieser Werte anscheinend durch die Softbank gezielt hochgekauft wurden. Und dieser Kurssturz ist erst der Anfang. Insbesondere bei Tesla erwarten die Anleger gleich mehrere Enttäuschungen. Standard&Poor’s hat abgelehnt, die Aktie in den breiten Index S&P500 aufzunehmen. Die Gewinne durch den Handel mit Förderungskrediten hätten zwar die Anforderungen an ein paar Gewinnquartale erfüllt, aber es bleiben zu viele Zweifel an der langfristigen Qualität von Teslas Bilanz. Auch der publikumswirksame Split konnte keine Anschlusskäufer motivieren, weil unter der Erwartung diese Anschlusskäufer anscheinend bereits alle Interessenten zugekauft haben. In der folgenden Ernüchterung könnte Tesla noch deutlich weiter abstürzen, mehr noch als der Rest der Aktien, auf die aber auch noch einige Ernüchterung wartet.

Unsicherheit bleibt

Das Problem Covid-19 ist immer noch nicht gelöst, die Kurse sind den Gewinnen davongaloppier, und die USA sind noch unsicher, welcher Kandidat zum Präsidenten gewählt wird. Die Börse neigt dazu, in solchen Phasen der Unsicherheit nachzugeben, so wie meistens in den zwei Monaten vor der US-Wahl. Danach allerdings erwarte ich mit neuer Klarheit über die politische Lage und neuem Optimismus steigende Kurse ins neue Jahr 2021 hinein. Nach der US-Wahl wird mindestens die Hälfte der Wähler meinen, dass der bessere Kandidat Präsident geworden ist. Das dürfte für bessere Stimmung sorgen dürfte, egal um wen es sich handelt. Es ist ohnehin selten, dass zwei Jahre in Folge an der Börse schlechte Jahre werden.

Ausblick

In der kommenden Woche dürften die Indizes weiter fallen, natürlich wie an der Börse üblich mit kleinen Zwischenstopps und Zickzackbewegungen. Wer nicht mit Puts auf fallende Kurse wetten kann oder mag, sollte sich in dieser Zeit lieber von den Märkten fernhalten. In der Sprache der Elliott-Wellen-Theorie haben wir bis zum 4.9.2020 nur einen Teil eines Down-Impulses erlebt. Vom 7.9. bis zum 11.9. sollten den Rest erleben. Danach dürfte wie üblich eine Gegenbewegung einsetzen, die in den letzten beiden Septemberwochen für neuen Optimismus sorgt und Anleger wieder in den Markt lockt. Allerdings bleibt der Oktober noch für einen zweiten kräftigen Downimpuls. Dieser dürfte wieder die Hightech-Werte aus dem Spektrum der FAANG- / FATMAN- / GAFAM-Aktien weiter in die Tiefe schicken.

Ab der US-Wahl können gerade diese Firmen mit dem neuen Optimismus durch die Wahl des neuen (alten?) Präsidenten einen neuen Schub erleben. Von Tesla würde ich mir nichts mehr versprechen. Amazon, Microsoft, Adobe, Apple und Facebook könnten im Winter 2020/2021 dagegen profitieren. Das Gleiche gilt auch für Paypal, Square, Docusign, Shopify, Zscaler, die im Moment nach Absturz aussehen. Nachdem viele hoffnungsvolle Anleger durch den Absturz verkauft haben, könnten sie wieder steigen.

Dies ist keine Prognose, sondern nur eine Mutmaßung und auf keinen Fall Grund für irgendwelche Anlageentscheidungen.

Aktuelle Marktlage Ende August 2020

Die US-Märkte sind durch die Intervention der FED und das Helikoptergeld der Regierung unverhältnismäßig gestiegen. Der Anstieg stammt allerdings nur von wenige modische Aktien, während die meisten anderen stagnieren. Das ist an sich nichts Neues. Aber inzwischen sind die Rahmenbedingungen, die auf nachlassende Kurse hindeuten, so zahlreich, dass ein Rücksetzer meiner Meinung nach kurzfristig bevorstehen könnte.

Überproportionaler Kursanstieg

Die internationale Wirtschaft hat sich zwar seit dem Covid-19-Einbruch beachtlich erholt. Die Finanzmärkte sind verglichen damit jedoch weit überproportional optimistisch und gallopieren der Wirtschaftsleistung davon. Das liegt unter anderem daran, dass die FED und die EZB über große Konjunkturprogramme viel Liquidität bereitstellen. Das Geld kommt nur leider kaum in Produktion und Konsum an, sondern sucht vor allem nach Investitionsmöglichkeiten. Gleichzeitig mit den Aktienindizes ist auch der Goldpreis dieses Jahr auf Rekordhoch gestiegen. Das wurde begeistert als Aufbruch zu noch höheren Höchstständen aufgefasst. Dieser überschwengliche Optimismus lässt mich eher niedrigere Preise bis Ende des Jahres erwarten. Längerfristig dürfte sich die steigende Geldmenge in höherer Inflation und damit weiter steigenden Rohstoffpreisen niederschlagen. Ja, ich weiß, dass das schon seit einem Jahrzehnt verkündet wird. Eine Weile kann es bis zu steigenden Zinsen auch noch dauern.

Warnhinweise

Was allerdings beim Anstieg auch nicht mitmacht, ist die Breite der börsennotierten Aktiengesellschaften. Vermutlich gilt das ebenso für die unzähligen kleinen Kleinunternehmen und Selbstständigen, deren Firmen nicht an Börsen notiert und darum viel schwieriger zu betrachten sind. In den Indizes tragen vor allem eine Handvoll große Firmen aus dem Hightechsektor den Anstieg, während der große Rest anfängt zu fallen. Diese Entwicklung lässt sich am McClellan-Oszillator verfolgen.

Der McClellan-Oszillator verdient irgendwann einen eigenen Blog-Eintrag. Hier sei nur erwähnt, dass er mehr oder weniger misst, wie „breit“ die aktuelle Kursentwicklung eines Index auf die einzelnen darin enthaltenen Wertpapiere verteilt ist. Positive Werte stehen für positive Entwicklung in einem Großteil der Werte, negative für eine allgemeine negative Entwicklung. Wenn der Kurs des Index stark ansteigt wie in letzter Zeit, aber der McClellan-Oszillator gleichzeitig negativ ist, ist das ein Warnhinweis. Ein Großteil der Werte fällt bereits, und der gesamte Index könnte bald folgen, wenn der Schwung des Restes sich ebenfalls erschöpft.

Anstieg im Hightech-Sektor

Die Werte, die derzeit den Anstieg befeuern, sind diejenigen, die man mit FAANG, FAAMG, FATMAN, GAFAM oder ähnlichen Akronymen abkürzt, namentlich in erster Linie Facebook, Apple, Tesla, Microsoft, Amazon,Netflix, Google. Allerdings kommen in letzter Zeit noch andere stark wachsende Firmen dazu. Ich nenne hier mal exemplarisch ein paar, die mir gerade einfallen: Square, Docusign, Tradedesk, Alteryx, Shopify, Zscaler, Splunk, Fastly, Crowdstrike. Es gibt noch weitere, die die Erinnerung an den Dotcom-Boom um die Jahrtausendwende aufleben lassen. Ihre Bewertungen sind fundamental betrachtet zum Teil ähnlich optimistisch. Quotienten wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) sind zu Recht als Maß für den erwarteten Anlageerfolg umstritten, zumal bei Wachstumswerten, die dazu neigen, ihren Bewertungen davonzuwachsen. Auch das KGV wird einmal einen eigenen Blogeintrag bekommen. Für Firmen, die erst seit kurzem existieren und noch nie Gewinne erwirtschaftet haben, sind die Kurse extrem fortgeschritten. Man kann sie mit einigem Recht als überbewertet betrachten.

Besonders wahnwitzig mutet der Aktienkurs bei Tesla an. Falls Tesla wirklich bis in einigen Jahren zum größten Autohersteller wird, wäre der Börsenwert dann angemessen. Allerdings wachsen Aktienträume praktisch nie dermaßen vorzeitig in den Himmel, ohne zwischendurch wieder erheblich zurückzukommen. Sollte der Optimismus für Teslas glorreiche Zukunft getrübt werden, wäre eine scharfe Korrektur zu erwarten. Neuere Verkaufszahlen deuten darauf hin, dass andere Autohersteller mit ihren E-.Autos an Marktanteil gewinnen –

Saisonalität

Traditionell sind die zwei Monate September und Oktober vor den Wahlen in den USA eine Zeit fallender Kurse. Obwohl einzelne Jahre von diesem Muster natürlich auch stark abweichen können, spricht das zumindest ein bisschen dafür, dass es derzeit besser sein könnte, sich von Aktienengagements zurückzuhalten.

Ausblick

Dies ist keine Prognose, sondern nur eine Mutmaßung und auf keinen Fall Grund für irgendwelche Anlageentscheidungen.

Es wäre denkbar, dass die großen Finanzmärkte von Anfang September bis Ende Oktober 2020 zweistellig nachgeben. Nach der US-Wahl dürften sie wieder anzusteigen. Um die Wahl herum wäre daher womöglich ein guter Zeitpunkt, um wieder Aktien zu kaufen.